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11.02.2022

Wasserversorgung kommt tröpfchenweise aufs Land

Der Hahn wird aufgedreht, das Wasser fließt. „Eigentlich selbstverständlich“, meinen viele. Das war aber nicht immer so und die Wasserproblematik rückt wieder vermehrt in den Fokus mancher Kommune.

Was heute als Selbstverständlichkeit erscheint, ein Hahn, aus dem beim Aufdrehen Wasser kommt, war vielerorts ein steiniger Weg, wie auch in Gleiritsch und ähnlich strukturierten Gebietskörperschaften im Altlandkreis Oberviechtach.

Am Anfang der Wasserversorgung konnte nur dort gesiedelt werden, wo es direkt Wasser gab. Mit dem Errichten erster Gebäude siedelte die Brandgefahr mit. In diversen Feuerverordnungen versuchte die Obrigkeit das Problem des Brandschutzes in den Griff zu bekommen, fielen doch bei Bränden oft große Teile von Städten oder Märkten dem „Roten Hahn“ zum Opfer. Löschteiche, wie in einigen Dörfer noch heute der Fall, dienten dem Brandschutz. Mit königlichem Edikt forderte man alle Gemeinden Bayerns auf, Feuerwehren zu gründen. Aus dieser Verordnung resultieren die zahlreichen Feuerwehrjubiläen in unserer Gegend, bei denen die Wehren heute auf eine etwa gleich lange Tradition zurückblicken können.

Städte und Märkte waren etwas früher dran, kleinere Gemeinden zogen später nach. Auch die Versorgung der Anwesen mit Trinkwasser war vor gut einem halben Jahrhundert nicht mit heutigen Verhältnissen vergleichbar. Oft führte eine Holz- oder Eisenleitung zu den Anwesen. Jeder „Häusler“ war bei der Wasserversorgung auf sich selbst gestellt. In machen Ortschaften existierten mehrere Brunnen gleichzeitig nebeneinander, wie z. B. in Voggendorf, wo fast jedes Haus eine eigene Versorgung hatte.

Ende der 1960er Jahre existierten im Gemeindegebiet von Gleiritsch ein knappes Dutzend unterschiedlicher Versorgungeinrichtungen, deren Wasserqualität nicht oder kaum kontrolliert wurde. Die früher oft in den Anwesen verlegten Eisenleitungen sorgten dafür, dass bei einem Gewitter nicht nur Wasser, sondern nach einem Blitzschlag auch Feuer aus der Leitung kommen konnte. Da hieß es eben ganz pragmatisch: „Kinder, bei Gewitter von der Wasserleitung wegbleiben“. Die „wilden Wasserverbünde“ auf den Dörfern brachten im Laufe der Zeit immer mehr Probleme mit sich.

Vor der Gebietsreform im Jahre 1972 standen in vielen Anwesen neben Schweinen und Federvieh für die Selbstversorgung zwei oder mehrere Kühe im Stall. Das Liefern der Milch in den Milchhof nach Weiden entwickelte sich zu einer ersten, regelmäßigen Einnahmequelle für die große Zahl von Kleinlandwirten. Der Viehbestand nahm zu, Milch wurde mittels in der Nacht laufenden Wassers gekühlt, der Verbrauch stieg stetig an und damit auch der Ärger. Bauwillige hatten ein anderes Problem. Sie mussten versuchen, bei einer der privaten Gruppierung anzuschließen zu können, was allerdings die Zustimmung der Wassergenossen brauchte, da diese die Anlage gebaut und finanziert hatte.

Deshalb wanderten Jüngere oftmals ab. Pfreimd oder Wernberg waren in den 1970er Jahren begehrte „Auswanderungsziele“ manch Gleiritscher Gemeindebürger. Und so kam es, wie es kommen musste. Das Landratsamt Schwandorf verhängte vielerorts aufgrund der bestehenden Wasser- und Abwasserproblematik und wegen der mangelhaften Löschwasserversorgung einen Baustopp. Die Kommunen mussten handeln. Zentrale Großversorgungen schienen der Königsweg zu sein, die Umweltbelastung spielte eine untergeordnete Rolle. Diese damalige Einschätzung kann heute unter Umständen zum Bumerang werden. Die private Wasserversorgung Lampenricht eG schlug bereits Ende der 1980er Jahre einen eigenen Weg ein und setzte auf Regionalität.

Bemerkenswert dabei, dass der rund 250.000 Euro kostende Hochbehälterneubau vor zwei Jahren ohne Fördermittel des Staates verwirklicht werden konnte. Für private Projekt gibt es keinen Zuschuss und das ganze rechnet sich trotzdem.

Vielleicht denken wir beim nächsten Aufdrehen des Wasserhahns daran, dass Wasser keine Selbstverständlichkeit ist und wir sehr sorgsam damit umgehen sollten.

Autor/in: Alois Köppl; Bilder Alois Köppl
Quelle: ONETZ

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